Homearrow_forward_iosPorträts von Winzerinnenarrow_forward_iosHier schlägt’s 13! Adeline Mayors Weine & Bar
Weingut Downtown
Ein wenig überrascht ist man schon, wenn man die Cave Mayor aufsucht. Kein putziger Riegelbau, kein Jahrhundertwende-Weinschlösschen. Stattdessen ein dicht befahrener Strassenzug mit Neubau-Blöcken, von denen die Cave Mayor einer ist. Dabei hat das Haus, in das Mayors 1956 eingezogen sind, am längsten dem Siedlungsdruck des expandierenden Vevey widerstanden. 2012 hat man eine gründliche Renovation getätigt. Die Urbanität ist aber nicht nur ein Nachteil. «Die sommerlichen Touristen ziehen vielleicht die putzigen Weindörfer vor. In unserer Bar haben wir aber Laufkundschaft, Einheimische, Freunde und Stammgäste», sagt Adeline Mayor. «Weinbars gibt es in Vevey nämlich nur ganz wenige.»
Schnurgerade Laufbahn.
Die junge Adeline ist in vierter Generation im Geschäft. Angefangen hat die Familie anno 1895 allerdings nicht mit Weinbau, sondern mit Fassküferei und Destillation. Erst später sind die Reben dazugekommen. Für Adeline war die Berufswahl dann kein Thema. «Wir haben von klein auf gewissermassen in der Weinwelt gebadet.» Also: Lehre in der Waadt und im Tessin, Önologiestudium in Changins, Einstieg in den Familienbetrieb. Papa Jean-Philippe ist nach wie vor im Keller, Mama Annette besorgt die Administration. Lehrling Denise sorgt für etwas internationalen Touch. Sie stammt nämlich von den Kapverdischen Inseln.
Glücksbringer 13
Sehr stimmungsvoll eingerichtet ist die Weinbar «Au 13» gleich über dem Kelterbetrieb. Die 13 ist ein Markenzeichen der Mayors. Der Grossvater Albert Mayor hatte alle seine Gerätschaften mit einer 13 versehen, weil M der dreizehnte Buchstabe des Alphabets ist. Auf allen Korken des Guts ist eine 13 eingeprägt. Bringt das nicht Unglück? «Es kann auch eine Glückszahl sein», sagt Annette dazu. «Man kann Freitag-der-dreizehnte-Partys machen. Oder Aktionen, wo die dreizehnte Flasche geschenkt ist. Auf jeden Fall gibt es eine Geschichte zu erzählen.»
Napoleons Blumenladen
Natürlich arbeiten Mayors eng mit den örtlichen Geschäften zusammen. Etwa mit der «Boucherie des Tilleuls» von Gérard Simon. Hier gibt es feine Saucissons Vaudois, Terrinen und Haxen. Zum Glück hat Gérard, der in Bälde in Pension geht, mit dem jungen François einen Nachfolger gefunden. Wir besuchen auch das kultige «Le Carré» am See mit seiner belgisch inspirierten Brasserieküche. Hier geht viel Mayor-Wein über den Tresen. Das gilt auch für das «Café du Raisin» in St. Saphorin. Um doch noch ein wenig aufs Land zu kommen, starten wir diesem Lokal am See einen Kurzbesuch ab. Die Blumen fürs «Au 13» kommen von Nathalie Pedretti von «Aebi Fleurs». Ihr Laden erinnert an einen botanischen Garten oder ein Tropenhaus - fehlen nur die Kolibris und Papageien. Bemerkenswert: In dem Haus, wo heute der Blumenladen ist, hat einstmals Napoleon übernachtet, und die Kultpianistin Clara Haskil hat hier Konzerte gegeben.
Soulfood
Ein Erlebnis der besonderen Art ist unser Besuch im «Café du Stand», eine Charakterbeiz, wie es sie in der Deutschschweiz kaum noch gibt. Früher haben hinter dem Haus die Schützen ihr Obligatorisches geschossen. Der Speisesaal ist mit einem Sammelsurium aus Vereinsfahnen und Trophäen dekoriert. Das Publikum besteht zum grössten Teil aus Arbeitern. Der Tisch neben uns ist belegt mit zwanzig Männern in orangen Westen. Sie haben den ganzen Vormittag einen Kanal für die Wasserversorgung gebuddelt. Das Menu-Piccata ist vorzüglich, und zum Pferdesteak passt der Pinot Noir aus der Cave Mayor perfekt. Ein Stück Gaumenglück fernab von Hauben- und Hochglanzküche.
Stephan Thomas für Gault & Millau
Ein wenig überrascht ist man schon, wenn man die Cave Mayor aufsucht. Kein putziger Riegelbau, kein Jahrhundertwende-Weinschlösschen. Stattdessen ein dicht befahrener Strassenzug mit Neubau-Blöcken, von denen die Cave Mayor einer ist. Dabei hat das Haus, in das Mayors 1956 eingezogen sind, am längsten dem Siedlungsdruck des expandierenden Vevey widerstanden. 2012 hat man eine gründliche Renovation getätigt. Die Urbanität ist aber nicht nur ein Nachteil. «Die sommerlichen Touristen ziehen vielleicht die putzigen Weindörfer vor. In unserer Bar haben wir aber Laufkundschaft, Einheimische, Freunde und Stammgäste», sagt Adeline Mayor. «Weinbars gibt es in Vevey nämlich nur ganz wenige.»
Schnurgerade Laufbahn.
Die junge Adeline ist in vierter Generation im Geschäft. Angefangen hat die Familie anno 1895 allerdings nicht mit Weinbau, sondern mit Fassküferei und Destillation. Erst später sind die Reben dazugekommen. Für Adeline war die Berufswahl dann kein Thema. «Wir haben von klein auf gewissermassen in der Weinwelt gebadet.» Also: Lehre in der Waadt und im Tessin, Önologiestudium in Changins, Einstieg in den Familienbetrieb. Papa Jean-Philippe ist nach wie vor im Keller, Mama Annette besorgt die Administration. Lehrling Denise sorgt für etwas internationalen Touch. Sie stammt nämlich von den Kapverdischen Inseln.
Glücksbringer 13
Sehr stimmungsvoll eingerichtet ist die Weinbar «Au 13» gleich über dem Kelterbetrieb. Die 13 ist ein Markenzeichen der Mayors. Der Grossvater Albert Mayor hatte alle seine Gerätschaften mit einer 13 versehen, weil M der dreizehnte Buchstabe des Alphabets ist. Auf allen Korken des Guts ist eine 13 eingeprägt. Bringt das nicht Unglück? «Es kann auch eine Glückszahl sein», sagt Annette dazu. «Man kann Freitag-der-dreizehnte-Partys machen. Oder Aktionen, wo die dreizehnte Flasche geschenkt ist. Auf jeden Fall gibt es eine Geschichte zu erzählen.»
Napoleons Blumenladen
Natürlich arbeiten Mayors eng mit den örtlichen Geschäften zusammen. Etwa mit der «Boucherie des Tilleuls» von Gérard Simon. Hier gibt es feine Saucissons Vaudois, Terrinen und Haxen. Zum Glück hat Gérard, der in Bälde in Pension geht, mit dem jungen François einen Nachfolger gefunden. Wir besuchen auch das kultige «Le Carré» am See mit seiner belgisch inspirierten Brasserieküche. Hier geht viel Mayor-Wein über den Tresen. Das gilt auch für das «Café du Raisin» in St. Saphorin. Um doch noch ein wenig aufs Land zu kommen, starten wir diesem Lokal am See einen Kurzbesuch ab. Die Blumen fürs «Au 13» kommen von Nathalie Pedretti von «Aebi Fleurs». Ihr Laden erinnert an einen botanischen Garten oder ein Tropenhaus - fehlen nur die Kolibris und Papageien. Bemerkenswert: In dem Haus, wo heute der Blumenladen ist, hat einstmals Napoleon übernachtet, und die Kultpianistin Clara Haskil hat hier Konzerte gegeben.
Soulfood
Ein Erlebnis der besonderen Art ist unser Besuch im «Café du Stand», eine Charakterbeiz, wie es sie in der Deutschschweiz kaum noch gibt. Früher haben hinter dem Haus die Schützen ihr Obligatorisches geschossen. Der Speisesaal ist mit einem Sammelsurium aus Vereinsfahnen und Trophäen dekoriert. Das Publikum besteht zum grössten Teil aus Arbeitern. Der Tisch neben uns ist belegt mit zwanzig Männern in orangen Westen. Sie haben den ganzen Vormittag einen Kanal für die Wasserversorgung gebuddelt. Das Menu-Piccata ist vorzüglich, und zum Pferdesteak passt der Pinot Noir aus der Cave Mayor perfekt. Ein Stück Gaumenglück fernab von Hauben- und Hochglanzküche.
Stephan Thomas für Gault & Millau
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